Menschen betrachten die neuen Anwendungen auf der Veranstaltung

Neue Kooperation zu Produktanwendungen für aus Klärschlammasche gewonnenem Sand

Nach mehr als anderthalb Jahren Zusammenarbeit hat das schwedische Designstudio Form Us With Love kürzlich mehrere potenzielle Anwendungen für mit dem Ash2Phos-Verfahren gewonnenen Sand vorgestellt. Dieses Projekt ist in vielerlei Hinsicht einzigartig für EasyMining, aber auch ganz entscheidend für die Entwicklung von Kreislauflösungen. 

18 Jan. 2024

Anfang September kamen zahlreiche erwartungsvolle Besucherinnen und Besucher in den Räumlichkeiten von Form Us With Love im Stockholmer Stadtteil Kungsholmen zusammen. Dort wurden die möglichen Anwendungen erstmals vorgestellt, die das Designbüro für den roten Quarzsand von Ash2Phos ersonnen hatte. Die Gäste konnten sich über eine Vielzahl von Prototypen informieren und diese begutachten, darunter eine Holzplatte mit roten Farbmustern, Musterblöcke aus rotem Zement und vielem mehr.

Diese Zusammenarbeit war eine neue Erfahrung für EasyMining. Die Partnerschaften und Kooperationen des Unternehmens konzentrieren sich in der Regel auf die Nutung von Nährstoffen, die es mit seinen Technologien zurückgewinnt, etwa Phosphor und Stickstoff, sowie auf Anwendungen, die unmittelbarer innerhalb der Wertschöpfungskette liegen.

Doch wo nun die Umsetzung der ersten großtechnischen Ash2Phos-Anlage im Chemiepark Schkopau in Sachsen-Anhalt näher rückt, will EasyMining zeigen, dass auch weitere sekundär gewonnene Rohstoffe ein großes Potenzial für die Kreislaufwirtschaft besitzen.

„Dieses Projekt zeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen Recyclern und Designern eine Möglichkeit darstellt, um neue Anwendungen zu finden“, sagt Anders Kihl, Head of Research and Development bei Ragn-Sell.

Eine natürliche Ressource, die fast erschöpft ist

Ash2Phos wurde in erster Linie als Kreislauflösung für Phosphor in Düngemitteln und Futtermitteln entwickelt und ist ein Verfahren zur Extraktion von Phosphor aus  verbranntem Klärschlamm. Dabei wird der wertvolle Nährstoff, der für den Anbau von Nahrungsmitteln unerlässlich ist und sonst verloren ginge, zurückgewonnen und wieder in den Kreislauf gebracht. Beim Ash2Phos-Verfahren werden jedoch auch viele weitere Stoffe zurückgewonnen.

„Ein Material, das in den größten Mengen anfällt, ist Sand. Ein Material, das zwar nicht so kritisch ist wie Phosphor, aber ebenfalls immer wichtiger wird“, bemerkt Sara Stiernström, Produktmanagerin bei EasyMining.

Sand mag reichlich vorhanden sein und unwichtig erscheinen, aber das täuscht. Er wird für die Herstellung zahlreicher Produkte verwendet und geht weltweit allmählich zur Neige. Die einzige natürliche Ressource, die in noch größerem Ausmaß verbraucht wird als Sand, ist Wasser. Illegaler Sandabbau und buchstäblicher „Strandraub“ sind weltweit auf dem Vormarsch.

Bei dem durch Ash2Phos gewonnenen Sand handelt es sich um Quarzsand mit einem hohen Anteil an Eisenoxid (daher die rote Färbung). Laut Stiernström ist er vergleichbar mit Sand, der in vielen modernen Anwendungen eingesetzt wird. Das EasyMining-Team war immer der Meinung, dass es ein hohes Potenzial als nachhaltige Alternative besitzt, wusste aber nicht genau, für welche Anwendungen. Deshalb wandte man sich an Form Us With Love. 

Um eine echte Kreislauflösung zu haben, muss man alles recyceln.

/Sara Stiernström, Produktmanagerin bei EasyMining

Fokus auf gute und skalierbare Geschäftsfälle

Das Industriedesign-Studio Form Us With Love wurde 2005 gegründet und hat sich auf Nachhaltigkeit und die Verwendung recycelter Materialien spezialisiert. Das Studio hat bereits mit globalen Unternehmen wie IKEA und Samsung sowie mit skandinavischen Designern wie Muuto und + Halle zusammengearbeitet.

Laut Agnes Svensson, Designmanagerin bei Form Us With Love, folgt das Unternehmen der Grundüberzeugung, dass Design einen positiven Einfluss auf die Menschen und den Planeten, aber auch auf die wirtschaftlichkeithaben sollte. 

„Der Fokus kann nicht nur auf der Nachhaltigkeit liegen. Um echte Auswirkungen auf die Umwelt zu haben, müssen die Lösungen auch wirtschaftlich sinnvoll und skalierbar sein. Man muss das Geschäftspotenzial von Nachhaltigkeit und zugleich die Nachhaltigkeit im Geschäft erkennen“, erklärt sie.

Svensson erklärt, dass phasenweise das gesamte Team von Form Us With Love an dem Projekt gearbeitet hat. So wurden im Vorfeld Details wie Pain Points und Zielgruppen ermittelt sowie potenzielle Anwendungen im Studio entwickelt und getestet, das Feedback von EasyMining einbezogen und andere Branchen kontaktiert, um Partnerschaften für die Herstellung von Prototypen aufzubauen.

„Die größte Herausforderung stellte die Komplexität des Projekts dar – angefangen beim Material und bis hin zum Endpunkt eines greifbaren Produkts, wobei wirklich die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet wurde. Aber das war es auch, was uns an diesem Projekt so gut gefallen hat“, sagt Svensson.

Design für die Wertschöpfungskette und die Kreislaufwirtschaft

Nicht alle der etwa fünf Entwicklungsschienen, die Form Us With Love zusammengestellt hat, werden auf Anhieb in das Validierungsstadium übergehen. Bei Anwendungen wie Beton oder Terrakottafliesen wird eine so große Menge Sand für weitere Tests benötigt, dass sie verschoben werden, bis die erste Ash2Phos-Anlage in Betrieb ist. Andere Produktanwendungen,  wie als Farbe oder Holzwolle fürAkustikverkleidungen, können jedoch mit dem Sand aus der Ash2Phos-Pilotproduktion und den derzeit laufenden Labortests weiterentwickelt werden.       

Für Stiernström war diese Vielfalt an Entwicklungsschienen der Hauptgrund für die Zusammenarbeit mit Form Us With Love.

„Sie sahen nicht die Probleme oder Anwendungen, die wir sahen. Sie sahen ganz andere Möglichkeiten, an die wir niemals gedacht hätten, und sprachen mit Menschen, mit denen wir wohl nie in Kontakt getreten wären. An Farbe hatten wir zum Beispiel überhaupt nicht gedacht“, erklärt sie.

Die neuen Anwendungsmöglichkeiten helfen, das volle Potenzial des roten Quarzsandes von Ash2Phos für Partner in der gesamten Wertschöpfungskette zu demonstrieren. Letztlich geht es aber nicht darum, den Umsatz zu steigern oder den Marktanteil zu erhöhen, sondern sicherzustellen, dass alles Material aus der Klärschlammasche Teil der Kreislaufwirtschaft wird.

„Bei der Entwicklung von Lösungen konzentriert man sich oft auf eine Sache – in diesem Fall auf das Recycling von Phosphor. Aber für eine echte Kreislauflösung muss man alles recyceln“, sagt Stiernström.